Dekret der Republik und des Kantons Tessin auf dem Gebiet der Gerichtspflege

vom 21. Januar 1910

geändert durch
Verfassungsdekret vom 29. Dezember 1920,
Dekret vom 20. Januar 1922,
Verfassungsdekret vom 15. Januar 1946,
Verfassungsdekret vom 9. Mai 1954.

aufgehoben durch
Verfassung vom 29. Oktober 1967

 

Der große Rat
der Republik und des Kantons Tessin

verordnet:

Art. 1. Die richterliche Gewalt wird von den Friedensrichtern, den "pretori", vom Strafgerichte und von einem Appellationsgerichte ausgeübt.

Vorbehalten bleiben die Bestimmungen über die Gewerbegerichte.

Durch das Dekret vom 20. Januar 1922 wurde der Art. 1 durch folgende Bestimmung ersetzt (Art. 1 des Dekrets):
"Art. 1. Die richterliche Gewalt wird von den Friedensrichtern, den "pretori", dem Appellationsgerichte, den Kriminalgerichten, den Korrektionsgerichten, den Friedensgerichten und dem Kassations- und Revisionshofe in Strafsachen ausgeübt.
Deren Befugnisse bestimmt das Gesetz.
Vorbehalten bleiben die gesetzlichen Bestimmungen über die Gewerbegerichte und über allfällige Jugendgerichte."

Art. 2. I Guidici di Pace sono uno per Circolo. Essi esercitano l'Ufficio di conciliatori e di giudici nelle cause di minimo calore, salvo ricorso in Cassazione.

Art. 3. I Pretori sono almeno uno per Didtretto. Guidicano in materia civile le cause che eccendono la copetenza dei Giudici di Pace ed in materia penale in casi di minore gravità, salvo i rimedi di legge.

Possono essere incaricati della cigilanza sulle esecuzioni e sui fallimenti (quale autorità di primo grada) ed anche di mansioni amministrative.

Art. 4. Das Strafgericht ist aus drei Mitglieder zusammengesetzt. Es entscheidet über Vergehen, die die Zuständigkeit der Friedensrichter übersteigen.

Das Gesetz bestimmt den Sitz und die Obliegenheiten des Strafgerichts.

Durch das Dekret vom 20. Januar 1922 wurde der Art. 4 aufgehoben und durch folgende Bestimmung (Art. 2 des Dekrets) ersetzt:
"Art. 4. Das Kriminalgericht ist aus der Kriminalkammer des Appellationsgerichts und Geschwornen zusammengesetzt. Das Korrektionsgericht ist aus einem Mitglied der Kriminalkammer und Geschwornen zusammengesetzt. Die Friedensgerichte sind aus dem Vorsitzenden und Geschwornen zusammengesetzt.
Das Gesetz bestimmt ihre Zuständigkeit und bezeichnet die Fälle, in welchen die Mitwirkung der Geschwornen wegfallen kann."

Art. 5. Das Strafgericht und die Friedensrichter werden bei Beurteilung von Straffällen durch Geschworne unterstützt, sofern das Gesetz es nicht anders bestimmt.

Durch das Dekret vom 20. Januar 1922 wurde der Art. 5 aufgehoben.

Art. 6. I Tribunale di Appello siede a Lugano, è composto di almeno sette membri e potrà dividersi in Camere o sezioni.

Esso potrà avere in ispecie una Camera civile, una Camera dei ricorsi penali, una Camera di cassazione civile, ed una Camera di cigilanza in materia di esecuzione e fallimenti.

§ 1. La Corte di cassazione e revisione penale potrà essere organizzata come sezione de Tribunale di Appello.

§ 2. La legge stabilirà quali cause potranno essere proposte direttamente al Tribunale di Appello.

Art. 7. Unter Vorbehalt der Bestimmungen über die Kassation in Strafsachen und über die Sekretäre der Friedensrichter werden alle Gerichtsbehörden vom Volke gewählt, und zwar:
    das Appellationsgericht und das Strafgericht durch Verhältniswahl in einem einzigen Wahlkreise;
    die Geschworenen durch Verhältniswahl in jedem Distrikt;
    die Friedensrichter in den betreffenden Kreisen.

§. Weist ein Bezirk mehrere Bezirksrichter auf, so wird er in ebensoviele Gerichtssprengel aufgeteilt, von denen jeder seinen Bezirksrichter wählt.

Durch das Dekret vom 20. Januar 1922 wurden im Art. 7 die Worte "und das Strafgericht" gestrichen (Art. 3 des Dekrets):

Art. 8. Die Amtsdauer der urteilenden richterlichen Behörden beträgt 10 Jahre, die der Geschworenen 5 Jahre.

Durch das Verfassungsdekret vom 29. Dezember 1920 wurde die Amtszeit der Mitglieder des Appellationsgerichts und der Geschworenen, die am 31. Mai 1921 endete, um ein Jahr entgegen dem Art. 8 verlängert.

Durch das Verfassungsdekret vom 15. Januar 1946 wurde der Art. 8 aufgehoben und ersetzt durch den Art. 3 des Verfassungsdekrets.

Durch das Verfassungsdekret vom 9. Mai 1954 wurde der Art. 8 erneut aufgehoben und ersetzt durch den Art. 1 des Verfassungsdekrets.

Art. 9. Alles Weitere regelt das Gesetz, das insbesondere die Stellvertretung, die Kanzleien, die Staatsanwaltschaft, das Untersuchungsrichteramt sowie den Disziplinar- oder Aufsichtsrat für die Justizbeamten organisiert.

La supplenza dei Pretori può essere organizzata sia per reciprocità, sia a mezzo dei Segretari-assessori.

La legge determina inoltre i requisiti di eleggibilità di tutti i funzionari e stabilisce le cause di sospensione, rimozione ed esonero dall'ufficio ed ogni altra misura disciplinare.

Übergangsbestimmungen.

Art. 1  Fassung unbekannt.

Art. 2  Fassung unbekannt.

Art. 3  Fassung unbekannt.

Art. 4  Fassung unbekannt.

Art. 5  Fassung unbekannt.

    Bellinzona, den 21. Januar 1910.

Für den Großen Rat:
Der Präsident


Quellen: Schweizerisches Bundesblatt 1910 S. 160,
Bundeskanzlei, Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft und Kantonalverfassungen, Bern 1937, 1948

© 28. Juni 2005 - 3. Juli 2005
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